Phytotherapie & Aromatherapie

Die Phytotherapie setzt pflanzliche Wirkstoffe zu therapeutischen Zwecken ein.
(Heil)Pflanzen besitzen ein beeindruckend breites Spektrum an pharmakologisch wirksamen Stoffen.
Unterschieden werden die „pflanzlichen Arzneimittel“ , die charakteristischerweise wasserlöslich sind, von den „ätherischen Ölen“ und den „fetten Ölen“.
Pflanzliche Arzneimittel enthalten anders als die meisten Arzneimittel laborchemischen Ursprungs immer mehrere Wirkstoffe, Wirkstoffkomplexe. In der Natur gelingt es so, sicherer bestimmte Effekte zu erzielen, weil bestimmte Regulationsmechanismen vorgesehen sind. Hierin ist die bessere Verträglichkeit pflanzlicher Präparate begründet und die Tatsache, dass weniger Nebenwirkungen auftreten.

Die Wirksamkeit zahlreicher pflanzlicher Arzneimittel ist belegt. Da es allerdings oft bei den pflanzlichen Wirkstoffkomplexen nicht möglich ist, eine einzelne, für eine bestimmte Wirkung verantwortliche Substanz zu isolieren und somit die Wirksamkeit einem einzelnen Stoff zuzuschreiben, ist in Deutschland die Voraussetzung für eine Kostenerstattung seitens der Krankenkassen oft nicht gegeben. Obgleich in vielen Fällen pflanzliche Arzneimittel die deutlich bessere Wahl wären. Ihr Potential wird daher mit Sicherheit noch nicht vollständig ausgeschöpft. Bekannte Wirkungsbereiche pflanzlicher Arzneimittel sind Erkältungskrankheiten, Blasenentzündungen, Arthrosen, Rückenschmerzen, bestimmte Darmbeschwerden, gynäkologische hormonelle Beschwerden, Herzschwäche, Lebererkrankungen, Diabetes, Gefäßerkrankungen, beginnende Demenz, Migräne, Spannungskopfschmerzen, Angstzustände, Depressionen sowie Schlafstörungen.
Ätherische Öle (ätherisch= himmlisch) dienen in bestimmten Pflanzen z.B. als Schutz gegen Keime oder Mikroorganismen, als Lockmittel für Insekten oder zum Zweck der Erhaltung des Lebensraums. Der Gehalt an ätherischen Ölen einer einzelnen Pflanze ist dabei äußerst gering. Durch verschiedene, aufwendige Verfahren können die ätherischen Öle aus geeigneten Pflanzen extrahiert werden.

Die so gewonnenen Öle zeichnen sich durch eine Vielzahl an Inhaltsstoffen aus, die nicht nur den jeweiligen spezifischen Duft ausmachen, sondern auch für die therapeutischen Wirkungen verantwortlich sind. Die pharmakologischen Wirkungen wurden erstmalig von René-Maurice Gattefossé durch Zufall entdeckt und beschrieben. Er nutzte mangels Alternativen Lavendelöl nach einem Verbrennungsunfall zur Versorgung seiner Wunden und entdeckte die keimtötende und wundheilende Wirkung des Öls.

Die chemischen Strukturen der darin enthaltenen aktiven Substanzen ähneln teilweise Hormonen und Vitaminvorstufen oder auch, wenn die Moleküle ringförmig aufgebaut sind, modernen Antibiotika. Wird ein Öl auf die Haut aufgetragen, wirkt es nicht nur lokal: Sehr kleine Moleküle gelangen schnell über die Haut oder Schleimhaut in die Blutbahn und können sogar die Blut-Hirn-Schranke überwinden. Über die Riechschleimhaut werden ebenso unterschiedliche Gehirnareale stimuliert und es kommt zur Ausschüttung von Neurotransmittern.
Neben den antibakteriellen, aber auch antiviralen, antimykotischen und wundheilenden Wirkungen gibt es auch HInweise auf schmerzlindernde, entzündungshemmende, durchblutungsfördernde, spasmolytische (entkrampfende), hormonregulierende, zellregenerierende, antiallergische, antiemetische, insektizide und auch stimmungsaufhellende und angstlösende Wirkungen verschiedener Öle. Sie können therapeutisch ergänzend genutzt werden.
Entsprechend groß ist das Spektrum der Möglichkeiten, sie einzusetzen: Von Erkältungskrankheiten, rheumatischen Beschwerden, Fibromyalgie, allergischen Erkrankungen, Heuschnupfen, Asthma, Arthrose, Akne, PMS, klimakterischen Beschwerden, Migräne, Spannungskopfschmerzen, Blasenentzündungen, abdominale Beschwerden, auch Reizdarmsyndrom, Colitis ulcerosa, M. Crohn, über Alopecie, Ekzeme, Varizen, Ulcera, Psoriasis, Neurodermitis, Foetor ex ore (Mundgeruch), entzündliche Hauterkrankungen bakterieller oder viraler Genese (auch Herpes labialis, Herpes zoster oder Dellwarzen), Pilzinfektionen, Hämorrhoiden bis hin zu Konzentrationsstörungen, beginnender Demenz, Angstzuständen, depressiven Verstimmungen, psychischer Instabilität oder Schlafstörungen.

Es ist dabei bemerkenswert, dass allein ein Öl gleichermaßen die Wirkung in sich tragen kann, beispielsweise Keime abzutöten und die Stimmung aufzuhellen – gegeben durch seine Vielzahl an pharmakologisch wirksamen Bestandteilen.

Viele der ätherischen Öle sollten nicht unverdünnt angewendet werden. Aufgrund ihrer starken Konzentration können sie, je nach Inhaltsstoffen, auch hautreizend wirken.
Bei der Gewinnung von ätherischen Ölen durch Destillation erhält man als Nebenprodukt sogenannte „Hydrolate“. Sie sind milder und enthalten kaum noch hautreizende Inhaltsstoffe, in ihnen finden sich noch etwa 2% an Ätherischen-Ölen-Bestandteilen. Ihre Anwendung ist bei (Klein)Kindern oder bei Menschen mit empfindlicher Haut gut geeignet, sofern nicht zusätzlich vom Hersteller Äthanol beigemengt wurde.

Fette Öle können aus fast allen Pflanzen gewonnen werden und zwar meistens aus deren Samen. Sie können, je nach Art, äußerlich und innerlich angewendet werden.
Die innerliche Aufnahme von fetten Ölen, gleichsam als Nahrungsmittel, verdeutlicht, wie Ernährung geradezu therapeutisch wirken kann und für unsere Gesundheit von grundlegender Bedeutung ist.
Die meisten fetten Öle sind reich an ungesättigten Fettsäuren. Diese fungieren als Sauerstoffradikalfänger. Freie Sauerstoffradikale können in hoher Konzentration unseren Körper schädigen.
Aus diesem Grund ist ein Öl mit höherem Anteil an ungesättigten Fettsäuren für unsere Gesundheit besser.
An freier Luft jedoch gehen Öle auch mit Sauerstoffmolekülen Verbindungen ein, die das Öl ranzig werden lassen. U.a. um schnelles Ranzigwerden zu vermeiden, verwendet die Nahrungsmittelindustrie sogenannte „gehärtete Fette“, die einen hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren enthalten.

Natürliche fette Öle enthalten neben Fettsäuren, je nach Art, weitere wertvolle Inhaltsstoffe wie Vitamine, Flavonoide, Lecithin, Phytosterole, um nur einige zu nennen und bieten so eine Reihe pharmakologisch aktiver Substanzen, die therapeutisch, aber natürlich auch präventiv zur Gesundheitserhaltung von großem Nutzen sind.

So können wir beispielsweise positiv Einfluss auf unseren Cholesterinspiegel, auf das Immunsystem, auf die Gehirnfunktion und die Funktion der Nerven oder auch auf das Gefäßsystem nehmen.
Bei der äußerlichen Anwendung steht die regenerierende Wirkung auf Haut oder Schleimhaut im Vordergrund, aber auch entzündungshemmende, juckreizstillende oder schmerzstillende Eigenschaften können therapeutisch genutzt werden.
So können einzelne fette Öle zum Beispiel sehr gut u.a. bei Arthrose, rheumatischen Beschwerden, Lumbalgie, Neurodermitis, Psoriasis oder Varizen verwendet werden.